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Wie läuft es sich im Rheinauhafen?

Am 19. September ist es wieder soweit: Dann findet der 7. Run of Colours statt, der Benefizulauf zugunsten der Aidshilfe Köln. Auch dieses Jahr führt die Laufstrecke zwischen Schokoladenmuseum und Südbrücke entlang des Rheins und durch den Rheinauhafen. Start und Ziel sind am Harry-Blum-Platz. Judith Konrad hat die Laufstrecke für uns erkundet – die Abiturientin aus Rheinland-Pfalz hat im April ein Praktikum bei uns gemacht. Zuerst hat sie sich aufs Rad geschwungen, am nächsten Tag hat sie die Laufschuhe geschnürt. Hier berichtet sie, wie sie die fünf Kilometer erlebt hat.

Startpunkt für den Lauf ist der Harry Blum Platz. Der erste Kilometer – da denkt man noch, dass es schön wird, da ist man noch motiviert. Es ist der 17. April, gefühlt der erste Sommertag. Es scheint, als wollten alle die Sonnenstrahlen auffangen, die sie im Winter so vermisst haben. Die Cafés sind gefüllt, mein Blick streift über den Platz. Jetzt erstmal entspannen und im LEONE ein Kölsch trinken? Verlockend. Aber nein. Ich will ja die Strecke erkunden. Zunächst laufe ich im Schatten der großen Gebäude, die den Anna-Schneider-Steig säumen. Das Wetter ist angenehm, es weht eine leichte Brise. Der Rheinauhafen ist ein gepflegter, idyllischer Ort: Kinder laufen herum, die Leute genießen ihr Essen in den vielen Restaurants. Als ich an der Rückseite eines langgestreckten gelben Gebäudes entlanglaufe, das so aussieht als wären ganz viele Häuser aneinandergereiht worden, entdecke ich sogar kleine Spielplätze und Wiesen: perfekt für einen Tag mit der Familie. Das gelbe Gebäude wird „Siebengebirge“ genannt – weil von der Innenstadt aus gesehen sieben markante Giebel zu sehen sind. Amüsant finde ich, dass im Fenster eines Siebengebirgs-Hauses eine kleine Miniatur des Siebengebirges steht. Bei meiner Erkundungsfahrt auf dem Fahrrad wurde ich zwischendurch immer wieder etwas durchgeschüttelt. Kopfsteinpflaster wechselt sich mit Asphalt ab. Beim Joggen stört mich das abernicht weiter – schließlich sind an manchen Stellen die Fugen des Kopfsteinpflasters aufgefüllt, damit es eben nicht so holpert. Das funktioniert, und ich bin fasziniert, worüber sich die Straßenbauer hier Gedanken gemacht haben.

Bald spüre ich wieder die warmen Sonnenstrahlen auf der Haut, die Gebäude liegen nun hinter mir, ich laufe über eine Freifläche. Plötzlich rieche ich etwas. Der Geruch von frisch gebratenen Würstchen steigt mir in die Nase. Wenig später erkenne ich, wo er herkommt. Eine Bude, auf einem gelben Schild mit roter Schrift gekennzeichnet als „Wurstbraterei“, steht hier am Rhein. An weißen Stehtischen beißen ein paar Leute in ihre knackige Bratwurst. Dies ist die Wurstbraterei, die man aus dem Kölner Tatort kennt. An ihr treffen sich zu Ende jeden Films die Kommissare Ballauf und Schenk zur abschließenden Curry-Wurst.

Weiter geht es vorbei an zwei Beachvolleyballfeldern. Dort sind viele junge Leute unterwegs, die sich sonnen oder Volleyball spielen. Auf der anderen Seite des Laufwegs liegen Studenten, die das Wetter nutzen, um beim Lernen braun zu werden. Und auch dort picknicken Familien, man hört Kinderstimmen, und von irgendwoher erklingen die Töne einer Gitarre. Nach dem Volleyballfeld folgt ein Skater-Platz, auf dem sich lässige Typen, oberkörperfrei, an den Halfpipes versuchen. Während ich mich noch frage, wie sehr es wohl schmerzt, wenn man auf den Asphalt fällt, habe ich schon den ersten Kilometer geschafft.

Der Weg ist nun durchgehend asphaltiert und rechts und links von mir sind Wiesen mit ein paar Sträuchern. Auf einer Erhöhung auf der rechten Seite kommt eine Straßenbahn angefahren. Da ist auch eine Haltestelle: Schönhauser Straße. Gut an öffentliche Verkehrsmittel angebunden ist der Rheinauhafen also auch. Weiter geht’s unter der Südbrücke hindurch. Mir kommen Fahrradfahrer, Spaziergänger und Jogger entgegen. Andere Menschen liegen einfach auf den Wiesen, grillen, lesen oder sonnen sich. Hier, mit Blick auf den in der Sonne glitzernden Rhein, lässt es sich eben wunderbar aushalten. An der Rheinmakierung 685 darf ich eine Kehrtwende antreten, ich mache mich auf den Rückweg zum Harry-Blum-Platz. Zweiter Kilometer geschafft.

Es geht wieder unter der Südbrücke hindurch, an den Skatern und den Beachvolleyballfeldern vorbei, ich laufe direkt am vielbefahrenen Rhein entlang. Der dritte Kilometer geht bis kurz vor das Siebengebirge, ab dort laufe ich schon den vierten Kilometer. Dieser Abschnitt ist wieder geschützt von Gebäuden, er liegt im Schatten. Man hört nur ab und zu Gesprächsfetzen, insgesamt ist es hier stiller als weiter südlich. Immer wieder stehz ein alter Kran am Rheinufer: Denkmäler aus der Zeit, als der Hafen noch der Industrie diente. An genau diese Kräne erinnern die Kranhäuser, an denen ich nun entlang laufe. Ich stelle mir vor, wie es wohl ist, im Kranhaus Nord zu wohnen. Es ist das einzige bewohnte, in den beiden anderen Kranhäuser gibt es nur Büroflächen – dort sind zum Beispiel Designagenturen und Anwaltskanzleien vertreten. Am letzten Kranhaus endet der vierte Kilometer, es geht in den Endspurt.

Auf der anderen Rheinseite sehe ich die Deutzer Kirmes, besonders das Riesenrad sticht hervor. Über die Deutzer Brücke, die mit roten Fahnen verziert ist, laufen die Menschen auf die Schäl Sick, um Zuckerwatte zu essen und kreischend Achterbahn zu fahren. Nördlich der Kranhäuser hört man Schiffe und Autos, ist umgeben von Menschen. Aber nicht so, dass es stört. Nein, diese Geräusche unterstützen die Erholungsatmosphäre. Kaum zu glauben, dass in den Bürogebäuden geackert wird. Nun muss ich nach links, mein Weg führt zum Schokoladenmuseum. Schokoladenmuseum, wie das schon klingt. Während ich mich noch frage, ob mich dann der Duft meiner Lieblingsschleckerei umgibt, bin ich schon angekommen und ziemlich enttäuscht. Man riecht nämlich gar nichts. Ich mache mich auf den Rückweg, das Ziel Harry-Blum-Platz im Kopf, und erschrecke, als es plötzlich richtig laut wird. Ich stehe unter der Severinsbrücke, und über mir fährt eine Bahn auf die andere Rheinseite. Zu meiner rechten glitzert das Wasser im Yachthafen. Nach anstrengenden Laufkilometern träume ich von einem Tag auf einer Segelyacht – aber nicht allzu lange, denn das Microsoft-Logo am Bürogebäude im Hintergrund holt mich schnell wieder in die Realität zurück.

Die letzten Meter liegen vor mir, gleich bin ich wieder am Harry-Blum-Platz und habe die Laufstrecke geschafft. Der Schluss lädt sogar zu einem Endspurt ein, und ich freue mich, als ich außer Atem ankomme. Während ich langsam wieder zu einer geregelten Atmung zurückkomme, ziehe ich mein Resümee: eine tolle Laufstrecke. Es lohnt sich, diese fünf Kilometer zu laufen – ganz besonders beim Run of Colours!